Wahre Worte sind nicht schön, |
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Wie alles begann |
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Heute bin ich eine erfahrene Katzenzüchterin. Sicherlich weiß ich längst noch nicht alles, aber ich beabsichtige nicht, mit dem Dazulernen aufzuhören. In den
nunmehr gut 25 Jahren, in denen ich das eigentlich sehr schöne Hobby Katzenzucht ausübe, habe eine Menge Erfahrungen sammeln können, viele gute, aber leider auch viele schlechte. Ich habe viel gelernt über Katzen und
Katzenmenschen, über den Umgang mit ihnen und ihren Umgang mit mir. Fehler sind mir oft unterlaufen, und für manche kostbare Weisheit habe ich “teures Lehrgeld” zahlen müssen. Aber aus Fehlern lernt man, und wo ein Wille ist, da
ist auch ein Weg. Ich möchte mich hier, zusammen mit dem geneigten Leser, auf eine kleine Zeitreise begeben, zurück zu dem Tag, als ich loszog, um mir meine allererste Perserkatze zu kaufen. Die Perserkatze, jenes vollendete
Geschöpf, hat mich immer schon fasziniert. Als Kind habe ich Postkarten mit Tiermotiven gesammelt. Zu meinen kleinen Schätzen gehörten bunte Bilder von Hunden und Pferden aller Rassen und Perserkatzen. Diese Katzenbilder zogen mich
in ihren Bann. Ich bestaunte immer wieder diese edlen Tiere, ihre stolze, majestätische Erscheinung, das üppige, wunderschöne Fell und diese herrliche Farbenvielfalt. Andere Rasse- oder auch Hauskatzen fand ich auch hübsch, aber
Perserkatzen waren für mich der Fleisch gewordene Inbegriff für Schönheit und Ästhetik. Nie vergessen werde ich den Tag, an dem mir zum ersten Mal solch ein Prachtexemplar in Natura begegnete, nämlich als ich beim Spielen
irgendwo am Rande unserer kleinen Stadt einen schneeweißen Perserkater fand. Er war schmutzig und mager, und das Fell war voller Kletten und Laub, aber sein Anblick faszinierte mich. Wie einen kostbaren Schatz hob ich ihn auf meine
Arme und trug ihn erst einmal in Richtung unseres Hauses. Unterwegs fiel mir dann aber ein, dass er doch sicherlich jemandem gehören müsse. Solch ein edles Tier konnte doch nicht herrenlos sein. Also lief ich von Haus zu
Haus, klingelte und fragte, ob jemand den Besitzer des Katers kenne. Und tatsächlich... eine ältere Dame kannte das Tier und wusste sogar seinen Namen. “Napoleon” hieß der Schöne und gehörte einer ebenfalls betagteren Dame nicht
weit entfernt. Da diese ihn bereits seit Tagen vermisste, weinte sie vor Glück, als ich ihn ihr zurückbrachte. Sie erklärte mir, dass Handwerker im Haus gewesen seien und er, erschrocken über den Lärm, heimlich davon gelaufen sei.
All ihr Rufen und Locken hatte nicht zum Erfolg geführt, aber nun war er wieder da, und die Dame überglücklich. Als Dankeschön bekam ich ein Fünfmarkstück in die Hand gedrückt... damals für mich ein kleines Vermögen. Ich begann,
mir Gedanken darüber zu machen, wieviel solch ein edles Tier wohl kosten möge. Sicherlich müsse man steinreich sein, um solch ein Tier erwerben zu können, dachte ich. Aber ich beschloss frohen Mutes, später einmal, nämlich dann,
wenn ich “groß” bin, fleißig zu sparen, um mir eine echte, reinrassige Perserkatze kaufen zu können. Diesen Wunsch habe ich nie aus den Augen verloren. Als ich nach meiner erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung eine
Arbeitsstelle suchte, verschlug es mich nach Aachen. Ich hatte eine kleine Wohnung mitten in der Stadt und war kreuzunglücklich. Nach der Arbeit kehrte ich heim in meine Wohnung, wo niemand auf mich wartete. Das war ich nicht
gewöhnt. Bei meinen einsamen Ausflügen quer durch die fremde, große Stadt mit all dem Lärm und den unzähligen Menschen, von denen ich keinen kannte, verirrte ich mich regelmäßig und war völlig erschöpft und niedergeschlagen, wenn
ich wieder nach Hause kam. Die Leere und Einsamkeit in meinen vier Wänden tat noch das ihrige dazu, und so beschloss ich, etwas Leben in meine Wohnung zu holen, ein Geschöpf, welches mir Gesellschaft leistet, für das ich sorgen
kann und welches auf mich wartet und sich freut, wenn ich nach Hause komme. Was war da geeigneter als eine Katze? Mein Entschluss war gefasst: Eine Katze musste her... aber nicht irgendeine... nein, eine Perserkatze sollte es sein.
Mein Kindheitstraum sollte jetzt wahr werden. Also machte ich mich auf die Suche. Als erstes stürmte ich nach Feierabend ein Tiergeschäft in der Innenstadt. Dort erwarb ich ein Katzenklo, Katzenstreu, Näpfe, Futter, eine
Haarbürste für Langhaarkatzen, einen kleinen Kratzbaum, einen Transportkorb mit Gittertür, ein Katzenbuch und diverses Spielzeug. Ich mußte zweimal den weiten Weg nach Hause laufen, da ich alles auf einmal gar nicht tragen konnte.
Wie ich das geschafft habe, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Aber ich war jung, gesund und sportlich, und ich hatte ein Ziel vor Augen: Meine erste eigene Perserkatze. Am Wochenende durchstöberte ich die lokalen
Anzeigenblätter. Und siehe da! - Jemand inserierte Perserbabies mit Stammbaum, und ein weiterer Inserent bot junge Perserkatzen zum Kauf an. Sogleich rannte ich mit der Zeitung in der Hand zur nahe gelegenen Telefonzelle. Die
Perserbabies waren viel zu teuer, als dass ich jetzt und gleich eines hätte kaufen können. Aber ich hatte Glück bei der zweiten Nummer: Es waren noch zwei 6 Monate alte Katzen zu verkaufen, ein Geschwisterpaar. Der Preis, den die
“Züchter“ verlangten, belief sich zwar für meine Verhältnisse auch auf eine stattliche Summe, aber ich konnte das Geld gerade noch aufbringen. So machte ich mich auf den Weg dort hin. Es war ein abenteuerlicher Trip durch die
immer noch fremde und immer noch viel zu große Stadt. Den größten Teil des Weges legte ich mit dem Bus zurück, dann hieß es laufen. Mit dem Stadtplan in der einen und dem Katzenkorb in der anderen Hand eilte ich durch die Strassen
und fand schließlich das Haus in einem Neubaugebiet am hintersten Ende von Aachen-Brand. Mein Katzenbuch war in den letzten Tagen meine Bettlektüre gewesen, und so meinte ich zu
wissen, worauf es beim Katzenkauf ankommt. So leierte ich dann auch sogleich meinen Fragenkatalog herunter: “Wo ist der Stammbaum? Wogegen wurde das Tier geimpft? Haben Sie die Katzen regelmäßig entwurmt? Was frisst das Tier? Gibt
es Besonderheiten, auf die ich achten muss? ...” Die Antwort war ernüchternd. Mein Katerchen war nicht entwurmt worden, hatte noch nie einen Tierarzt gesehen und war dem zufolge nicht geimpft, besaß keinen Stammbaum und fraß das
billigste Trockenfutter aus dem Supermarkt. Einen Kratzbaum gab es in diesem Haushalt nicht, aber dafür ein ziemlich übel zerrupftes Sofa und kunstvoll perforierte Tapeten. Als ich wissen wollte, warum denn die Tiere keine
Stammbäume hätten, erhielt ich eine Antwort, die mich staunen ließ. Und zwar erzählte man mir, dass es überhaupt kein Problem sei, für diese Katzen Papiere zu bekommen. Aber Stammbäume seien nun mal leider irrsinnig teuer. Da die
meisten ganz normalen Katzenfreunde aber nicht so viel Geld hätten, habe man die Stammbäume erst gar nicht erstellen lassen. Ihnen käme es primär darauf an, sich die Katzenkäufer aussuchen zu können, um sicher zu sein, dass ihre
Lieblinge es auch wirklich gut hätten, sagten sie. Ihre Katzen seien schließlich wie Kinder, und die eigenen Kinder gäbe man nicht einfach irgendwem. Deshalb, so sagte man mir, würden hier die Katzen etwas billiger verkauft... halt
ohne Papiere, aber dafür nur in allerbeste Hände. Wenn ich jedoch einen Stammbaum haben wolle, hieß es, dann müsse ich den doppelten Preis bezahlen. Selbstverständlich würde mir dann der dazugehörige Ahnenpass nachträglich
ausgehändigt. Das
Verhör fand nicht statt. Nachdem ich keine Fragen mehr stellte, wurde der Kater gepackt, in meinen Korb gesteckt und die Zahlung der gewünschten Summe gefordert. Mit zitternden Händen kramte ich das Geld hervor und übergab es dem
Herrn hastig. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Eiligst verließ ich mit meinem Kater im Korb das Haus. Man hatte mich weder nach meinem Namen gefragt, noch nach meiner Adresse, geschweige denn nach den Wohn- und Lebensbedingungen.
Es gab keine nützlichen Tipps vom Züchter, wie im Katzenbuch beschrieben und kein Wort des Abschieds für den Kater, der noch nicht einmal einen Namen hatte.
Mein edler Perserkater erhielt den Namen “Etiénne”. Als ich meine frisch geimpfte und entwurmte Katzendame Etiénne nach Hause trug, schwirrte
mir der Kopf von all dem, was ich soeben gehört hatte. Ich liebte meine Katze, aber das Gefühl, betrogen worden zu sein, nagte an mir. “Wie konnte ich so blöd sein?” fragte ich mich. Schließlich hatte ich doch das Katzenbuch
gelesen und mir geschworen, auf alles zu achten, was in dem praktischen Ratgeber zum Thema Katzenkauf geschrieben stand. |
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Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: erstens durch nachdenken, das ist der edelste, zweitens durch nachahmen, das ist der leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste. Konfuzius |
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Leider dauerte die Liason zwischen Etiénne und mir nicht lange an. Bereits nach wenigen Monaten nahm unsere harmonische Zweisamkeit ein jähes Ende. Ich musste ins Krankenhaus, und meine Freundin holte die Katze zu sich, um sie während meiner Abwesenheit zu versorgen. Leider lief sie ihr davon und blieb auf ewig verschwunden. |
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Das bin ich mit Etiénne |
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Nachdem ich den schmerzlichen Verlust von Etiénne halbwegs überwunden hatte, schickte ich mich an, eine neue Katze zu kaufen. Diesmal sollte es eine richtige, reinrassige
Perserkatze sein. Ich wollte mich nicht wieder über´s Ohr hauen lassen und beschloss, diesmal auf wirklich alles zu achten. Damals führte mein Weg von der Arbeit zur Wohnung mich täglich an einem Tiergeschäft vorbei. Dort saßen
zeitweise kleine, drollige Perserkätzchen im Schaufenster. Heutzutage ist so etwas beinahe undenkbar geworden, aber damals war es noch häufiger der Fall, dass Tiergeschäfte auch Hunde- und Katzenwelpen zum Kauf anboten. Eines Tages
überkam mich die Neugier, und ich betrat das Geschäft und fragte todesmutig nach, was denn so ein Katzenkind kosten solle. Man sagte mir, dass ein Kätzchen 850,- DM kostet, dafür aber einen Impfpass und einen Stammbaum besäße. Ich
fragte mich, welcher Züchter seine Katzenkinder ins Tiergeschäft abgäbe und verließ den Laden eiligst. Für mich stand fest: Ich würde niemals eine Katze aus dem Zoogeschäft kaufen. Einige Zeit später las ich ein Inserat in der
Zeitung. Jemand bot eine junge Perserkatze mit Stammbaum an. Ich rief sofort dort an und erkundigte mich, was es damit auf sich habe. Man eröffnete mir, es sei eine wunderschöne, 8 Monate junge Katze, die abgegeben würde, weil der
Ehemann allergisch sei. Ich dachte, es könne kein Fehler sein, ein Tier aus zweiter Hand zu nehmen, zumal die Katze ja noch jung war. Warum lange nach einem Züchter suchen und evtl. sogar noch weit fahren, wenn man in derselben
Stadt ein schönes, rassereines Tier bekommen kann? Ich beschloss, das Tier anzuschauen und fuhr noch am gleichen Tag dort hin. In der Wohnung der Leute war es laut und chaotisch. Der Fernseher dröhnte so laut, dass man ihn schon
im Treppenhaus hören konnte. Einige Kinder rannten umher, bewarfen sich schreiend und kreischend mit Gegenständen und schienen völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Mittendrin stand die hysterisch kreischende Mutter, der aber
niemand Beachtung schenkte. Ich liebe Kinder und habe großes Verständnis dafür, dass sie auch einmal wild und ausgelassen toben müssen. Aber was hier los war, zermürbte mir binnen kurzer Zeit die Nerven. Ich stand im Flur und wurde erst einmal ignoriert. Erst nach einer Weile kehrte
Ruhe ein, und ich fragte die Frau, die mit Kaffeetasse und Zigarette bewaffnet an mir vorbei in Richtung Fernseher eilen wollte, was denn nun mit der Katze sei. “Datt mit die Katze regelt meine Mann.” sagte sie im Vorbeigehen und
ließ mich stehen. Ich war innerlich völlig zwiegespalten. Einerseits wollte ich eine kerngesunde Katze aus einer guten, soliden Zucht, die einen liebenswerten Charakter hat,
keine Unarten an den Tag legt und zudem schön aussieht und mich mit ihrem Anblick erfreut. Im Arm hielt ich ein verknubbeltes Etwas mit einer offensichtlich vorhandenen Hautkrankheit. Zudem war das Tier ja völlig verstört und
geradezu panisch... ganz anders, als meine geliebte Etiénne... “Ja watt
denn nu?” fragte der Mann, der sichtlich genervt vor mir stand, mitten in meine verzweifelten Gedanken hinein. Und irgendwie kam aus meinem Munde “Ich nehme die Katze.” Nun kam der zweite Schreck: Der freundliche Herr verschwand im
Wohnzimmer und kam mit einem Blatt Papier wieder, welches sich als Ahnentafel der Katze entpuppte. Er legte es vor mich hin und forderte von mir einen Kaufpreis in Höhe von 800,- DM. Diesen Betrag hätte ich gerne und ohne zu zögern
für ein Jungtier aus einer guten Zucht gegeben. Aber für eine fast erwachsene Katze, die in einem außerordentlich schlechten Pflegezustand war und zudem noch eine Krankheit zu haben schien, fand ich das etwas unangemessen. Ich
versuchte, zu handeln, aber der Mann blieb hart. Er wurde nach einer Weile sogar ziemlich mürrisch und meinte, wenn die Katze so “scheisse” (Sorry, O-Ton des Verkäufers) sei, dann wüsste er nicht, warum ich sie kaufen wolle. Und
dann kam das, was ich nun wirklich nicht erwartet hatte: Seine Frau kam hinzu und erzählte mir, sie habe die Katze in genau dem Zoogeschäft gekauft, in dem ich kurz zuvor noch stand und mir ziemlich sicher war, dass ich hier
niemals eine Katze kaufen würde. Lange Rede, kurzer Sinn... Ich kaufte die Katze. Auf dem Heimweg kam ich an einer Tierarztpraxis vorbei, die ich bislang nicht kannte. Ich ging einfach hinein und hatte das Glück, bald an der
Reihe zu sein. Als ich gefragt wurde, wie die Katze heißt, wollte ich nicht “Minki” sagen... Der Name war mir schlichtweg zu blöde. Ich antwortete “M... M... Monty!” Ich weiß nicht, wie ich auf diesen Namen gekommen bin... Das
ergab sich in Sekundenschnelle. Auch wusste ich nicht, dass Monty eigentlich ein Männername ist. So hatte ich also wieder eine Katzendame mit einem Männernamen... Wie gehabt. Monty war bei mir zuhause wie ausgewechselt. Sie hatte überhaupt keine Angst. Sie gekauft zu haben, habe ich nie bereut. Sie war ein Traum. Nun wurde mir auch bewusst, worin der Unterschied zwischen Persern und anderen
Katzen liegt. Monty war wesentlich ruhiger und ausgeglichener, als Etiénne. Sie war zwar bisweilen etwas kapriziös und sehr eifersüchtig, aber ansonsten die Liebenswürdigkeit in Person. Nie hat sie etwas kaputt gemacht oder
beschmutzt. Monty war ein Engel. Montys Fell wuchs schnell wieder nach. Sie entwickelte sich zu einer bildschönen Lady. Meine liebe Monty hatte damals noch ein richtiges Katzengesicht. Zwar sah man, dass es eine richtige
Perserkatze war, aber die total platte Nase, die die meisten Perser auch damals schon hatten, hatte sie nicht. |
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Meine geliebte Monty |
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Als ich Montys Stammbaum näher betrachtete, stellte ich fest, dass meine Katze aus Tschechien kam. Also hatte der
Inhaber des Tiergeschäftes mit seinen Perserbabies auch ein lukratives Geschäft gemacht. Monty war übrigens bereits 2 Jahre alt, als ich sie bekam. Nach einiger Zeit machte eine Freundin aus Köln mir den Vorschlag,
Monty doch Mama werden zu lassen. Sie wollte gerne zwei Babies von Monty haben. Da auch ich gerne eine zweite Katze haben wollte, war mein Entschluss, Monty decken zu lassen, schnell gefasst. Am nächsten Tag begann ich, mich zu
informieren, kaufte einige Katzenfachzeitschriften und telefonierte mit diversen Züchtervereinen. Ich wollte alles richtig machen. Mir waren die Erzählungen des freundlichen Tierarztes noch in Erinnerung. Er hatte sich sehr über
die „wilden Züchter“ aufgeregt, die sich an keinerlei Regeln hielten und ihre Zuchttiere geradezu „verheizten“. Ich wollte zwar erst einmal nur einen Wurf mit meiner Katze haben, aber das vernünftig. Also wurde ich dann Mitglied in
einem eingetragenen Verein und man registrierte dort für mich den Zwingernamen „Paisley Park“. Auch ließ ich meiner Katze Blut abnehmen, welches in ein Labor geschickt wurde. Dort wurde ermittelt, dass Monty keinerlei ansteckende
Krankheiten hatte. Nun musste ein geeigneter Deckkater gefunden werden. Monty war schon einige Male rollig gewesen. Es war also allerhöchste Zeit. Eines Tages las ich in der Wochenzeitung das Inserat eines Züchters ganz in der
Nähe, der Perserkätzchen mit Impfung und Stammbaum anbot. Ich griff mutig zum Telefon, rief dort an und sagte dem freundlichen Herrn am anderen Ende ganz direkt, dass ich nicht an einem Katzenkind interessiert wäre, sondern einen
Deckkater suchte. Ich hatte Glück. Der Züchter hatte einen eigenen Kater und war auch bereit, meine Katze zum Decken kommen zu lassen. Ich war glücklich und wahnsinnig aufgeregt. Er bot mir zwei Optionen zur Auswahl an. Ich konnte
entweder gleich bei Abholung der Katze eine Deckgebühr zahlen oder später eines der Kätzchen an ihn übergeben. Ich entschied mich für die zweite Variante, da ich ja nicht wissen konnte, ob Monty überhaupt aufnehmen würde. Als
Monty bald darauf wieder rollig wurde, brachte ich sie zu dem Züchter. Der Kater war eine Schönheit. Ich war sehr zufrieden bei dem Gedanken, dass er der Vater meiner ersten Katzenkinder sein würde. Kaum war Monty wieder zuhause, rollte sie wieder munter drauf los. Sie war wirklich eine Charakterkatze, die
ihren ganz eigenen Kopf hatte. Also rief ich den Züchter an und bat darum, nun den Kater zu mir holen zu dürfen. Am nächsten Morgen kam er und brachte das Prachtstück bei mir vorbei. Dieser Kater war nicht nur schön, sondern auch
sauber und unkompliziert. Er streifte kurz durch meine Wohnung, um alles zu erkunden und widmete sich dann meiner Katze. Ich hatte mittlerweile sämtliche Katzenbücher gelesen, die die Aachener Stadtbücherei besaß und wusste,
dass Katzen mehrere Tage lang gedeckt wurden. Aber über das, was Monty und ihr Liebhaber veranstalteten, konnte ich nur staunen. Sie konnten nicht genug voneinander kriegen… Tag und Nacht. Die Hochzeit dauerte vier Tage an. Dann
schien Monty ihren Lover nicht mehr zu mögen. Nun war es Zeit für ihn, wieder nach Hause zu gehen. Mein damaliger Freund und ich brachten ihn zurück zum Züchter und hofften auf einen schönen, kunterbunten Wurf. Als meine Monty
zwei Wochen später wieder rollig wurde, waren wir enttäuscht. War sie am Ende gar unfruchtbar? Wieder rief ich den Züchter an und klagte mein Leid. Er tröstete mich und sagte, dass es schon einmal vorkommen könne, dass eine Katze
nicht direkt beim ersten Mal aufnimmt. Also ließ ich mir wieder den liebeshungrigen Kater nach Hause bringen. Wieder verbrachten die beiden einige Tage und Nächte voll wilder Leidenschaft miteinander, und am Ende – oh Jubel –
war meine Monty schwanger. Ich konnte kaum abwarten, „Katzenoma“ zu werden. Ich rechnete mir akribisch aus, innerhalb welchen Zeitraumes meine Babies geboren werden würden, baute zusammen mit meinem Freund eine liebevoll
dekorierte Wurfkiste, staffierte sie mit weichen Decken und Bettlaken aus und wurde jeden Tag nervöser. Fast kam ich mir vor, wie einer jener werdenden Väter, die man aus dem Fernsehen kennt… jene, die Ketten rauchend und zitternd
vor dem Krankenhaus stehen oder auf dem Flur vor dem Kreißsaal völlig kirre auf und ab laufen. Ich fing an, meine Monty, mehr als gewöhnlich, zu verhätscheln und zu verwöhnen. Monty nutzte dies auch schamlos aus. Sie wechselte
nun mehrmals täglich die bevorzugte Futtersorte, nippte an allem, was ich ihr kredenzte, nur kurz und forderte dann lautstark die sofortige Öffnung einer anderen Dose oder Schale. Da ich ein Mensch bin, der keine Lebensmittel fort
wirft, lebten die streunenden Katzen auf den Dächern der umliegenden Häuser in diesen Wochen wie die Könige. Alles, was meine kleine Diva Monty verschmähte, landete in ihren Mägen. Auch besorgte ich mir bei der freundlichen
Tierärztin eine Vitamin-Paste und ein homöopathisches Kalzium-Präparat. Die noch ungeborenen Kinderchen sollten doch so gut wie möglich gedeihen. Monty wurde zusehends runder. Bald glich sie einer Fellkugel auf vier Beinen. Sie
wurde immer träger und wackelte behäbig durch die Zimmer, immer hinter mir her. Manchmal, wenn ich zu eilig durch die Wohnung lief, blieb sie stehen und miaute mich erbost an. Das sollte heißen „Lauf nicht so schnell… Ich kann Dir
in dieser Geschwindigkeit nicht folgen!“ Irgendwann entdeckte Monty eine neue Delikatesse für sich: Schlagsahne. Sie schlabberte die Sahne eifrig vom Tellerchen und verlangte immer wieder danach. Besorgt rief ich die Tierärztin
an. Schließlich hatte ich doch in der Fachlektüre mehrfach gelesen, dass Katzen ausschließlich Wasser trinken sollten. Die Tierärztin beruhigte mich und meinte, ein kleines Portiönchen Sahne am Tag könne nicht schaden, ich solle es
aber bitte nicht übertreiben. So wurde aus der Sahne-Orgie ein allabendliches Ritual. Bevor ich mein Abendessen zu mir nahm, bekam Monty ihr Tellerchen mit Sahne. Die wenigen Handgriffe (Schrank auf - Teller raus, Kühlschrank auf –
Sahne raus, Sahne auf den Teller – Teller auf den Boden) musste ich im Eilverfahren absolvieren, da Monty aus lauter Gier nach dem köstlichen Getränk so laut schrie, das ich befürchtete, sie könne vor purer Aufregung eine
Frühgeburt erleiden. Es war nervenaufreibend. Einige Zeit zuvor hatte ich, auf Anraten der Tierärztin, einen großen Sack eines teuren, amerikanischen Trockenfutters gekauft. Es war ein Futter speziell für Kitten und trächtige
und/oder stillende Mutterkatzen. Dieses Futter enthalte alles, was eine Katze braucht, sagte sie mir. Allerdings sei es anzuraten, anbei noch eine geringe Menge Nassfutter zu reichen, um sicher zu stellen, dass es der Katze
während der Trächtigkeit nicht an Flüssigkeit mangelt. Auch hier erhielt ich gute Tipps, welches Futter gut sei und welches nicht. Monty hatte das Trockenfutter anfangs gierig verschlungen. Es schien besser zu schmecken, als die
gängigen Markenprodukte aus dem Supermarkt. Auch fand sie sich nach einer Weile damit ab, dass es ab sofort nur noch gesundes Feuchtfutter gab… nicht, wie anfangs, die lila-farbenen Dosen, die wir alle aus der Fernseh-Werbung
kennen. Aber von dem Augenblick an, als sie sichtlich schwanger war, wurde ihr kapriziöses Fressverhalten zu einer komplizierten Aufgabe für mich. Manchmal kam ich mir vor, wie die Kellnerin eines Gourmet-Restaurants, die einen
besonders schwierigen Gast bedient. Allerdings zahlte dieser Gast nicht für die erlesenen Häppchen, die sie orderte, und ein Trinkgeld für mich gab es auch nicht. Mein Lohn war eine zufrieden schnurrende, kugelrunde Katze, die
abends vor dem Fernseher satt und zufrieden neben mir lag und sich den dicken Bauch streicheln ließ. Mein Freund und ich stürmten jeden Samstag den Heimtier-Discounter und trugen Unmengen von Katzenfutter hinaus zum Auto. Einmal
fragte uns die Kassiererin „Wie viele Katzen haben Sie denn?“ Wir warfen uns verstohlene Blicke zu. Mein Freund trat verlegen von einem Bein auf das andere und schwieg. Ich räusperte mich und antwortete: „Eine.“ Eines Tages,
es war ungefähr zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, begrüßte meine Monty mich beim Heimkommen an der Haustür laut schreiend und rannte gurrend und lockend vor mir her zu ihrer Wurfkiste. Unbeholfen kletterte sie hinein
und fing sogleich an, zu pressen. „Oh, mein Gott!“ schoss es mir durch den Kopf. „Eine Frühgeburt!“ Sogleich griff ich zum Telefon. Die Tierärztin war nicht mehr in ihrer Praxis. Also rief ich den Züchter an, dem der Deckkater
gehörte. Dieser beruhigte mich erst einmal und sagte, ich solle abwarten, was geschieht, ganz ruhig bleiben und mich wieder melden, wenn irgendetwas passiert. Eine ganze Menge passierte, und mein von mir herbeigerufener Freund
und ich riefen an diesem Abend noch unzählige Male bei dem Züchter an, der mit engelsgleicher Geduld immer wieder auf uns einredete, die Nerven zu behalten. Ich will es – entgegen meiner Gewohnheit – kurz machen: Monty gebar an
diesem Abend sechs Kitten. Zwei davon waren ganz normal entwickelte, kräftige Katerchen und die anderen vier unfertige Embryonen, die Gott-sei-Dank bei der Geburt schon tot waren. Es war eine langwierige, schwere Geburt, und wir
beide waren mit den Nerven völlig am Ende, als es endlich vorbei war. Vor allen Dingen konnten wir uns nicht erklären, wie diese seltsame Angelegenheit zu erklären sei. Später erfuhren wir, dass es vorkommen kann, dass eine
Katze gedeckt wird und trotz bereits vorhandener Trächtigkeit kurz darauf noch einmal rollig wird. In seltenen Fällen kann es passieren, dass dann, bei erneutem Decken, noch einmal ein Eisprung stattfindet und wieder Kitten gezeugt
werden. Sobald die Kitten aus der ersten Deckung voll entwickelt sind, wird automatisch der Geburtsvorgang ausgelöst, und die noch unfertigen weiteren Kitten werden bei der Geburt mit ausgetrieben, ob sie wollen oder nicht. In
keinem der unzähligen Katzenbücher hatte ich je so etwas gelesen. Ich war wütend, dass niemand mich auf diese Möglichkeit hingewiesen hatte. Nach der Geburt war Monty völlig erschöpft. Wir servierten ihr ihre geliebte
Schlagsahne und etwas Vitaminpaste in ihrer Wurfkiste. Beides nahm sie dankbar entgegen. Jedoch weigerte sie sich beharrlich, ihre Babies zu stillen. Sie wollte die beiden Kleinen einfach nicht. Ihr ganzes Bestreben war, möglichst
nahe bei mir zu sein, von mir gestreichelt zu werden und auszuruhen. Sie schaute mich immer wieder mit müden Augen an, zwinkerte mir liebevoll zu und schnurrte, während ich über ihr Fell strich. Ihre beiden Söhne derweil quiekten
und fiepten und versuchten vehement, an ihre Zitzen zu gelangen. Sie waren hungrig. Monty aber wollte die beiden nicht bei sich haben. Immer wieder stand sie auf und legte sich in eine andere Ecke der Kiste. Wir waren verzweifelt.
„Vielleicht hat sie so etwas wie eine Wochenbettdepression…“ mutmaßte ich. Wir wussten es nicht. Also riefen wir schließlich zu nachtschlafender Stunde in einer Tierklinik an und baten darum, mit unserer Katze und den Babies
vorbeikommen zu dürfen. In der Tierklinik erwartete uns ein schlecht gelaunter Tierarzt. Er machte ein Röntgenbild von Montys Bauch, um sicher zu stellen, dass kein weiteres Kitten mehr in ihr war. Da war nichts mehr. Die
mitgebrachten, unfertigen, toten Babies betrachtete er nur achselzuckend. Monty bekam eine Spritze. Er wies uns an, am nächsten Tag eine Babyflasche und Aufzuchtmilch zu kaufen und die Kätzchen von Hand aufzuziehen. Am nächsten Tag
sollten wir noch einmal wiederkommen… zur Kontrolle. Für diese Leistung verlangte er eine Summe, die uns schlichtweg den Atem anhalten ließ. Nur um Missverständnissen vorzugreifen, möchte ich erwähnen, dass wir bereit gewesen
wären, nahezu jede Summe zu zahlen, wenn jemand uns erklärt hätte, was da geschehen war oder wenn man uns tatsächlich geholfen hätte. Aber nun standen wir da und waren genauso „schlau“ wie vorher. Und der Preis, den wir gezahlt
hatten, stand in überhaupt keiner Relation zu dem, was der Tierarzt getan hatte. Keine unserer Fragen wurde uns beantwortet, und was die empfohlene Flaschenfütterung betraf, sagte er uns, wir könnten am nächsten Tag nachmittags
noch einmal kommen, denn dann sei eine Assistentin da, die selber schon einmal Katzenbabies mit der Flasche aufgezogen hätte. Prima! – Bis dahin wären unsere Babies wahrscheinlich schon halb tot gewesen. Also begaben wir uns nach
Hause, legten Monty wieder in die Kiste, drückten an ihren Zitzen herum, bis ein Tropfen Milch heraus quoll und legten kurzerhand eines der Babies an. Als es satt war und einschlief, nahmen wir das zweite hungrige Baby und legten
es an eine andere Zitze an. Das funktionierte. Allerdings mussten wir Monty die ganze Zeit über festhalten, da sie nicht stillhalten wollte. Am nächsten Tag suchten wir „meine“ Tierärztin auf. Sie war erbost über ihren Kollegen und bestätigte
uns darin, dass wir richtig gehandelt hatten. Sie betonte noch einmal, wie wichtig es ist, dass die Kätzchen die sogenannte Kolostralmilch, die Muttermilch der ersten Tage, bekommen. Diese Milch enthält unter anderem wertvolle
Antikörper, die dem Neugeborenen helfen, ein stabiles Immunsystem aufzubauen. Die Ärztin riet uns, so weiter zu machen, wie bisher und, falls möglich, auf die Fütterung von Ersatzmilch zu verzichten. Monty bekam noch ein
homöopathisches Mittel, kleine Kugeln, die wir ihr zweimal täglich verabreichen sollten. Dann ging es in gewohnter Manier weiter. Mein Freund, der damals noch Student war und in der Nähe von Köln wohnte, musste nun
gezwungenermaßen „Urlaub“ machen und bei mir verweilen, um alle zwei Stunden die immer noch unwillige Monty zum Stillen ihrer Kinder zu nötigen. Damit sie ihre Kätzchen leckte und die Popos sauber machte, rieben wir selbige mit
Montys geliebter Vitaminpaste oder mit ein wenig Sahne ein. – Das funktionierte einwandfrei. Es dauerte ca. 8 Tage, bis Monty ihre Aversion gegen die eigenen Kinder langsam ablegte und immer mehr zur liebevollen, fürsorglichen
Mutter wurde. Wir mussten nunmehr nicht mehr länger Hand anlegen, konnten uns ausruhen und voller Wonne beobachten, wie Monty ihre beiden Jungs umsorgte. Die beiden Katerchen wuchsen schnell, öffneten bald ihre Augen, robbten in
der Kiste umher und taten schließlich die ersten, unbeholfenen Schritte, bei denen sie so niedlich aussahen, dass uns beiden bei ihrem Anblick schier das Herz aufging. Ihre kleinen Schwänzchen standen, gerade wie Antennen, in
die Luft, und sie wackelten so herrlich mit dem kleinen, dicken Popo, wenn sie unbeholfen einher taperten. Irgendwie sahen sie aus, als wenn sie unter ihrem Fell eine Pampers trügen. Es war zum schießen! Unsere beiden
Knuffel-Katerchen waren bildschön… die schönsten Kätzchen auf der Welt. Sie hatten herrliche Farben. Eines war blue-smoke mit weiß und das andere creme-smoke mit weiß. Der kleine blue-smoke-farbene hatte einen kugelrunden, blauen
Punkt an seinem Kinn. Dieser erinnerte mich an eine Blaubeere. So erhielt der Kleine den Namen „Blueberry“. Der andere war etwas dicker und außerordentlich verfressen. Deshalb erhielt er den persischen Namen „Shekam Shar“, was
soviel heisst, wie „dicker Bauch“. Wir trugen unsere Katzenkinder stolz zur Tierärztin, als sie 4 Wochen alt waren. Schließlich wollten wir wissen, ob sie gesund und groß genug waren. Die Tierärztin war begeistert von den
kräftigen Burschen. Wir erhielten viel Lob und unsere Monty und die beiden Jungs jeweils eine Wurmkur. Auch gaben wir Kotproben von den Kitten in der Praxis ab, um sie untersuchen zu lassen. Wir wollten sicher sein, dass sie
keinerlei Darmparasiten beherbergten. Alles war in Ordnung. Mit 8 Wochen bekamen sie ihre erste Impfung und mit 12 Wochen dann gleich die zweite. Die Stammbäume für die Katerchen erhielten wir auch recht bald und fingen nun
langsam an, traurig zu werden, da wir uns von einem Katerchen trennen mussten, da wir dem Katerbesitzer ein Kätzchen als Deckgebühr versprochen hatten. Als Shekam Shar abgeholt wurde, musste ich weinen. Ich war unendlich traurig.
Mittlerweile hatte ich beschlossen, es nicht bei diesem einen Wurf zu belassen. Wir und auch die Tierärztin waren davon überzeugt, dass beim nächsten Mal alles besser laufen würde. Monty war gesund und kräftig und hatte bewiesen,
dass sie eine gute Mutter war. Mein Freund war auch traurig, als Shekam Shar gehen musste, sagte mir aber damals etwas, was ich mir verinnerlicht habe. Er sagte: „Du musst Dich jetzt entscheiden. Entweder willst Du züchten und
lernen, Dich von den Babies zu trennen, oder wir geben Geld für Shekam Shar, behalten beide Katerchen und lassen sie kastrieren. Aber dann gibt es keinen weiteren Wurf mehr, denn Du kannst hier kein Dutzend Katzen halten.“ Ich
habe mich entschieden. Ich wollte weitermachen mit meiner klitzekleinen Hobbyzucht. Also trocknete ich meine Tränen und beschloss, ab sofort eine richtige Katzenzüchterin zu sein. Mein Wunsch war es, aus dem nächsten Wurf ein
hübsches, kleines Mädel zu behalten und damit meine Zucht um ein Tier aus eigener Nachzucht zu erweitern. Meine liebe Freundin in Köln wartete nach wie vor sehnsüchtig auf ein Kätzchen. Sie und ihr Mann hatten uns schon mehrfach
besucht und die beiden Jungs bestaunt. Sie war sehr enttäuscht darüber, dass Monty nur zwei Babies hatte und eines davon quasi schon versprochen war. Aber sie wollte vorerst nur Blueberry nehmen und später noch ein weiteres
Kätzchen aus dem zweiten Wurf. Die Aufzucht der Kitten, insbesondere die horrenden Tierarztkosten, hatte uns beide ein kleines Vermögen gekostet. Zum Glück hatte mein Freund damals als Student einen lukrativen Nebenjob und war
sehr fleißig und sparsam. So konnte er mir bei diesem finanziellen Desaster hilfreich unter die Arme greifen. Als meine Freundin dann anfragte, wann sie das Kätzchen holen könnte, war mein Freund der Meinung, sie müsse uns
zumindest einen Teil der Kosten ersetzen. So setzten wir uns zusammen und errechneten die Gesamtsumme der entstandenen Unkosten. Diese teilten wir durch 2. Die daraus resultierende Summe war viel zu hoch. Ich hätte niemals gewagt,
meiner Freundin so viel Geld ab zu verlangen. Also beschlossen wir, ihr das Kätzchen zum Freundschaftspreis von 350,- DM zu überlassen, womit nur ein Teil der Kosten abgedeckt worden wäre. Dieser Preis erschien uns fair.
Schließlich hatte sie ja mitbekommen, wie viel Arbeit, Zeit und Geld wir investiert hatten. Als ich meiner Freundin meine Preisvorstellung unterbreitete, war diese auf einmal ganz still. Sie sagte dann, sie wolle noch einmal mit
ihrem Mann darüber reden und sich später noch einmal melden. Am Abend rief ihr Göttergatte an und teilte mir mit, dass es eine Unverschämtheit sei, dass ich Geld für das Kätzchen verlangen würde. „Mit Freunden macht
man keine Geschäfte!“ sagte er und äußerte den Verdacht, dass wir uns an ihnen wohl eine goldene Nase verdienen wollten. Nach diesem Gespräch war ich wie vor den Kopf gestoßen. Wie konnten die beiden erwarten, dass
wir ihnen das Tierchen schenken würden? Davon war nie die Rede gewesen. Wir waren beide sehr enttäuscht und verletzt. Mein Freund rief sodann bei der Lokalzeitung an und gab ein Inserat auf, in dem er Blueberry zum Kauf anbot. Noch
am kommenden Wochenende fand Blueberry ein neues Zuhause. Ich hatte gezögert, ihn zu verkaufen und in Erwägung gezogen, ihn meiner Freundin doch lieber zu schenken, da ich ihre Freundschaft nicht verlieren wollte. Aber mein Freund
war der Meinung, dass man auf solche Freundschaften verzichten könne. „Sie macht uns auch keine Geschenke, die hunderte von Marken kosten...“ sagte er und blieb hart. Heute sehe ich das genauso. Damals aber bereitete das Ganze mir
ein ungutes Gefühl. Die besagte Freundin kaufte übrigens daraufhin ein Kätzchen ohne (!) Stammbaum und Impfpass für 500,- DM bei einer „Züchterin“ in Köln. Ihr Mann konnte es sich auch nicht nehmen lassen, uns anzurufen, um uns
darüber in Kenntnis zu setzen. Ich habe daraufhin den Kontakt zu den beiden erst einmal einschlafen lassen. Das war zuviel. Montys zweiter und letzter Wurf erfolgte im Jahr darauf. Vorher jedoch hatte ich von Bekannten eine
weitere Katze gekauft, „Misou“. Es war eine hübsche Perserdame in black-tabby. Auch sie sollte Babies haben, und so machte ich mich auf die Suche nach einem Kater. Ich kannte mich mittlerweile mit der Farbgenetik etwas aus und
hatte mich in das Foto einer Katze in einer Tierzeitschrift verliebt. Es war eine black-silver-tabby blotched. Solche Katzen wollte ich auch haben. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Kater in black-silver-tabby oder
black smoke. Fündig wurde ich in einer Vereinszeitung. Hier inserierten jede Menge Züchter ihre Deckkater, die auch fremden Katzendamen zur Verfügung standen. Meine Wahl fiel auf einen stattlichen Kater in black smoke, der nicht
nur in meinen Augen schön war, sondern auch in denen der Preisrichter. Er trug den Titel „Europa Champion“, „Wow!“ dachte ich, als ich sein Foto sah… „Das ist er!“ Ich rief die stolze Besitzerin an und fragte, ob ich, wenn es so
weit wäre, meine Katze zu ihr bringen dürfte. Sie war einverstanden. Als sie die Höhe der Decktaxe nannte, musste ich zwar schlucken, aber ich war einverstanden. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann bringt mich so
schnell nichts davon ab. Ich wollte wenigstens ein einziges Baby in black-silver-tabby haben… mit schönen, orangefarbenen Augen. Bei der Züchterin angekommen führte diese mich in den Keller. Dort lebten die Deckkater in separaten
Abteilen bei Nachtbeleuchtung. Meine Katze fand sie hässlich. Aber das war mir egal. Ihre Katzen entsprachen allesamt dem modernen Persertyp und hatten sehr kurze Nasen. Das fand ich auch nicht so schön, aber das ist ja
Geschmackssache. Meine Katze wurde zu einem schwarzen Kater in sein Gehege gesteckt. Ich war etwas irritiert. Ich wollte den vermeintlichen Irrtum dann richtig stellen und bat darum, sie zu dem black-smoke-farbenen Kater zu setzen.
Dieser sei nicht hier, sondern bei Ihrer Tochter, erwiderte die Züchterin. Ich war etwas ärgerlich. „Dann sagen sie mir, wo Ihre Tochter wohnt, und ich bringe sie da hin“ sagte ich. „Nein“ konterte die Dame „Meine Tochter nimmt
keine Katzen zum Fremddecken bei sich auf.“ Ich war enttäuscht. Die nette Züchterin hatte wohl gemerkt, dass ich etwas schüchtern und naiv war und redete in ihrer sehr resoluten Art auf mich ein. Sie sagte, der Kater sei optimal
für meine Katze, denn farblich würde das prima passen, der Kater sei erfahren und außerdem ein „Typverbesserer“ (damit meinte sie sicherlich so etwas wie „Nasenverkürzer“) und er trage den Titel „Champion“. Ich war damals, mit
Anfang 20, nicht in der Lage, aufzubegehren und gab mich geschlagen. Glücklich war ich darüber aber nicht. Als ich gehen wollte, verlangte sie dann noch von mir, dass ich die Deckgebühr sofort bezahle. Ich hatte gedacht, es sei
üblich, diese bei Abholung der Katze zu entrichten. Aber sie wollte sofort ihr Geld. „Nachher sehe ich Sie nie mehr wieder und habe die schäbige Katze hier sitzen“ begründete sie ihre Forderung. Wir hatten nur etwas über 100,- DM
dabei. Ich bot ihr an, dies als Anzahlung zu nehmen und den Rest bei Abholung zu zahlen. Aber nein… Sie wollte alles auf einmal, jetzt und sofort. Also ging ich hinaus, wo mein Freund im Auto auf mich wartete. Dieser flippte fast
aus, als ich ihm die Story erzählte. „Was?“ brüllte er. „Will die uns verarschen? Du hast deutlich gesagt, dass Du den Black-smoke-Kater willst… Und der ist Europa Champion… Und jetzt sitzt Deine Katze bei einem Kater, der Dir gar
nicht gefällt, der nur Champion ist und die gleiche Deckgebühr kostet? – Das mache ich nicht mit… Da gehe ich jetzt rein. Die Katze nehmen wir wieder mit… Jetzt reicht es…“ Er war außer sich vor Wut. Ich habe damals schon keinen
Wert auf irgendwelche Ausstellungstitel gelegt. Aber ich wusste, dass es sehr viel Geld und Mühen kostet, ein Tier bis zum Europa Champion zu bringen. Das war damals der höchste Titel, den es gab. Das schaffte nicht jedes Tier. Der
Kater schien also etwas Besonderes zu sein, und das rechtfertigte den besonders hohen Preis. Dass wir nun für einen Champion das gleiche zahlen sollten, erfüllte den Tatbestand der bösartigen Verarschung und machte mich wütend,
zumal der Kater mir wirklich überhaupt nicht gefiel. Mein Zuchtziel konnte ich mit ihm nicht erreichen. Nach längerer Diskussion im Auto fuhren wir zu einer Bank, und mein Freund hob das restliche Geld von seinem Konto ab. Ich
zahlte die Deckgebühr, denn ich wollte keinen Ärger mit einer Züchterkollegin, ich wusste auf die Schnelle keinen anderen adäquaten Kater, wir waren den ganzen weiten Weg bis hierher gefahren, und ich wollte einfach keinen Stress.
Mein Freund wäre gerne zu der Frau gegangen und hätte ihr die Hölle heiß gemacht. Doch ich hielt ihn davon ab. So blöd war ich damals. |
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Uns Menschen ist es zwar gelungen, das Raubtier in uns auszuschalten - nicht jedoch den Esel. Sir Winston Spencer Churchill |
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Nach 2 Tagen rief die Züchterin an und meinte, ich könne die Katze wieder abholen. Auf meine Frage hin, ob sie denn nicht mehr
rollig sei, sagte sie „Doch. Aber er hat sie schon ein paar Mal gedeckt. Das reicht.“ Auch das fand ich nicht ok, aber andererseits war mir auch nicht wohl bei dem Gedanken, dass meine Katze dort im dunklen Keller saß. Das
Resultat dieses Deckaktes war ein Dreierwurf. Ein blue-tabby Mädel wurde tot geboren, und die beiden schwarzen Kitten, ein Junge und ein Mädchen, hatten beide fürchterliche Knickschwänze. Sie sahen aus, wie ein „Z“. Als ich die
Züchterin anrief und ihr kundtat, dass meine Babies Knickschwänze hätten, sagte sie trocken „Ja, das hatten wir bei dem Kater öfters. Den haben wir jetzt auch raus genommen aus der Zucht.“ Danke, liebe Züchterin! Die beiden
schwarzen Babies waren lieb und süß. Ich habe sie trotz ihrer deformierten Schwänze sehr gemocht. Abgegeben haben wir sie gegen eine geringe Schutzgebühr, denn verkaufen kann man so etwas nicht mit gutem Gewissen. Uns war wichtig,
dass sie in gute Hände kamen. Mein Freund hatte mittlerweile die Nase voll von meiner Katzenzucht. Immer nur Ärger, Enttäuschungen und nicht zuletzt diese immensen Kosten hatten in mürbe gemacht. Ich jedoch blieb wacker und
wollte mich nicht von meinem Weg abbringen lassen. Ich war mir sicher, dass mich niemand mehr übers Ohr hauen würde. Schließlich lernt man ja aus der eigenen Dummheit. Montys Wurf wurde wieder von ihrem „Liebhaber der ersten
Stunde“ gezeugt. Sie bekam diesmal fünf Babies, wovon eines bald nach der Geburt verstarb. Das war der einzige Kater im Wurf. Ich hatte mir Mädel gewünscht und hatte nun gleich vier Stück auf einen Streich. Ich vermochte gar nicht
zu sagen, welches das Schönste von allen war. Sie waren allesamt wunderschön. Behalten habe ich damals keines, denn es waren viele Interessenten da, und am Ende habe ich mir auch das allerletzte Kätzchen noch abschwatzen lassen.
Damals war ich traurig darüber, denn ich wusste ja nicht, ob Monty noch einmal ein so hübsches Töchterchen bekommen würde. Hinzu kam, dass der schöne Kater, von dem die herrlichen Kitten stammten, bald darauf verkauft wurde, da der
Besitzer die Katzenzucht aufgegeben hatte. Ich versuchte noch mehrmals, Monty decken zu lassen. Aber niemand war je wieder bereit, seinen Kater zu mir zu geben, und Monty ließ sich nach wie vor an einem ihr fremden Ort nicht
decken. Sie ist nie wieder Mutter geworden. Rückblickend bin ich froh, dass es damals so gewesen ist. Monty erkrankte nämlich später schwer. Ihre Nieren arbeiteten nicht mehr richtig. Zwei Jahre lang war ich regelmäßig einmal
pro Woche beim Tierarzt, wo sie Infusionen bekam. Auch gab ich ihr homöopathische Tropfen und ein spezielles Diät-Futter. Irgendwann aber war der Tag gekommen, an dem der Tierarzt sagte „Ich kann nichts mehr tun. Ich würde sie
jetzt gerne erlösen.“
Fortsetzung folgt! |
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Ein Schriftsteller ohne Katze ist beinahe unvorstellbar. Eigentlich zeugt es von einem komischen Geschmack, weil es fast einfacher wäre mit einer Horde
Büffel im Zimmer zu schreiben als mit alleine nur einer Katze; sie bauen Nester in deinen Stapeln von Aufzeichnungen, schlagen ihre Zähne in das Ende deines Stiftes und laufen über Deine Tastatur. |
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Perser mit Nase = “Paisley Park” Cats |