Warum bleiben die ehemaligen Zuchtkatzen nicht alle beim Züchter? |
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Wir können nicht alle ehemaligen Zuchtkatzen behalten... Ich bin schon oft gefragt worden, ob ich
nicht traurig bin oder ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich ein Tier, mit dem ich einmal gezüchtet habe, dann irgendwann abgebe. Traurig bin ich schon, denn man gewöhnt sich an jedes Tier und schließt es ins Herz, aber
Gewissensbisse habe ich, ehrlich gesagt, nicht. Wir Züchter müssen vieles tun, was der „normale“ Katzenfreund nicht auf Anhieb versteht. Ich
habe schon Züchterkollegen kennengelernt, die sich von keinem Tier trennen konnten. Irgendwann mussten sie aufhören zu züchten, weil sie das Haus voller Kastraten hatten. Man bedenke: Auch diese Tiere machen Arbeit und Schmutz,
auch diese Tiere wollen gepflegt werden, brauchen Aufmerksamkeit und Zuwendung, und auch diese Tiere kosten Geld. Sie benötigen nicht nur Futter und Katzenstreu, sondern auch Impfungen, Wurmkuren und Medikamente. Auch sie werden
bisweilen krank... Als Züchter kommt man irgendwann an einen Punkt, wo man sich entscheiden muss: Will ich weiterhin züchten, oder will ich meine Oldies alle behalten und dann aufhören, wenn mein persönliches Limit erreicht ist,
wenn ich so viele Katzen habe, wie ich mir leisten kann und wie ich versorgen kann und jede weitere eine zu viel wäre? Wenn jeder Züchter an dieser Stelle aufhören würde, dann gäbe es keine “alten Hasen”, keine lang gepflegten
und mühsam aufgebauten Zuchtlinien und keine Züchter mit so viel Fachwissen und Kompetenz. Die Züchterszene bestünde aus lauter Anfängern, die dann, wenn sie gerade ein gewisses Maß an Erfahrung sammeln konnten, aufhören, weil
quasi die Bude voll ist. Und so geht man den, oft nicht ganz einfachen, Weg des Loslassens und trennt sich von Tieren, an deren Stelle der vielversprechende Nachwuchs rückt.
Wem das ungerecht oder herzlos erscheint, dem sei folgendes gesagt: In einer Zuchtgruppe herrscht eine gänzlich andere Gruppendynamik, wie unter Kastraten. Potente Katzen sind sehr dem Einfluss ihrer Hormone unterworfen. Die
Kastraten hingegen haben damit nun rein gar nichts mehr am Hut und zeigen oft auch nur wenig Verständnis für die Verhaltensweisen der Hormongesteuerten. Den meist älteren, kastrierten Tieren sind auch das Gewimmel und die
Action, die eine Rotte Jungkatzen verursachen, einfach zu viel. Es geht ihnen schlichtweg auf die Nerven. Rollige Katzen sind bisweilen sehr laut und nervig. Sie sind in dieser Zeit irgendwie nicht sie selbst, sie sind
unzufrieden, von innerer Unruhe getrieben und voll im Rausch der Hormone... Schwangere Katzen sind auch nicht immer ganz einfach im Umgang. Manche sind einfach nur glücklich und sehen gelassen und voller Zufriedenheit den
bevorstehenden Mutterfreuden entgegen. Manche sind aber auch launisch, zickig, übersensibel und bedürfen besonderer Rücksichtnahme. Man kennt das ja so auch von Menschenfrauen. Manch eine Schwangere ist eine Herausforderung
für ihr soziales Umfeld. Nach der Geburt ist dann alles wieder gut. Katzen sind, was das betrifft, manchmal nur allzu menschlich. Es gibt stillende Katzenmütter, die jedem mit Stolz ihre Kinderschar präsentieren, auch den
Artgenossen. Oft schon habe ich erlebt, dass mehrere Katzenmütter sich zu Aufzuchtgemeinschaften zusammengeschlossen haben. Da wurden alle Kitten in eine Kiste geschleppt, wo mehrere schnurrende Mütter alles stillten, was
nach Milch verlangte, ungeachtet dessen, wessen Kind an wessen Zitze nuckelte. Sie schwelgten regelrecht im kollektiv genossenen Mutterglück. Es gibt aber auch jene, deren Tatze erbarmungslos nach jedem schlägt, der seine Nase zu
tief in die Wurfkiste hinein steckt. Und auch wenn sie nicht schlagen, sondern nur brummen und fauchen, ist ihre Botschaft eindeutig: Sie möchten niemanden an ihre Kinder heran lassen. Sie möchten sie ganz alleine, und in Ruhe,
aufziehen, ohne von anderen Katzen behelligt zu werden. Potente Kater sind auch so eine Sache für sich. Es gibt solche und solche... Da sind die Pascha-Typen, die sich gerne auf einem erhöhten Platz in ihrer eigenen Herrlichkeit
sonnen, ihre Damen als Harem betrachten und diesen auch zu verteidigen bereit sind. Solche Kater beschäftigen sich aber lediglich mit den Damen, wenn diese unmissverständlich zeigen, dass sie heiratswillig sind. Oft gehen ihnen
ihre eigenen Kinder schone in wenig auf die Nerven. Erwischt man sie, eng aneinander liegend mit ihrem Nachwuchs, scheint ihnen dies regelrecht peinlich zu sein... Dann sind da die Frauenversteher, die sich am liebsten mitten
drin, in der Gruppe der Mädels, aufhalten, sie alle furchtbar gerne haben, mit allen schmusen, kuscheln und jedermanns bzw. jederfraus Liebling sind. Sie nehmen den gestressten Mamas auch schon einmal gerne die Kinder ab, indem sie
sich eine Weile zu ihnen legen, sie belecken und wärmen. Diese Sorte Kater liebt es, inmitten eines Haufens, bestehend aus den eigenen Söhnen und Töchtern, zu ruhen und das Familienglück zu genießen... Es gibt Kater, die den
Kindern anderer Väter gegenüber gleichgültig sind und nur ihre eigene Brut lieben und betüddeln, und dann sind da jene, die jedes Katzenkind behandeln, als sei es ihr eigenes... Bei “normalen” Hauskatzen oder auch anderen
Katzenrassen ist es an der Tagesordnung, dass Kater die Kitten anderer Väter töten, in der Hoffnung, dass sie bei der nächsten Rolligkeit der Mann der Stunde sein werden und ihr eigenes Erbgut weitergeben können. Dies ist grausam,
und meines Wissens nach kommt es bei Perserkatzen auch nur sehr selten vor. Ich habe es noch nie erlebt. Aber ich erzähle davon, um zu verdeutlichen, wie stark fortpflanzungsfähige Katzen doch von ihren Instinkten und Trieben
gesteuert sind. Die Kastraten leben in einer gänzlich anderen Welt. Bei ihnen ist oftmals das sogenannte Komfortverhalten sehr viel ausgeprägter, denn mit all den Dingen, die der Arterhaltungstrieb einem so aufbürdet, haben sie
ja keine Last mehr. Sie leben unbeschwert und tiefenentspannt in den Tag hinein, sind bemüht, möglichst bequeme Ruheplätze, schönes, aufregendes Spielzeug und vor allem reichlich Leckerbissen ergattern zu können und widmen sich
hingebungsvoll der Dressur ihrer, oftmals ungehorsamen, zweibeinigen Dienstboten... Es gibt, glaube ich, nichts pflegeleichteres, als einen kastrierten Perserkater. Sie sind mit sich und der Welt zufrieden, stellen wenige
Ansprüche und sind friedfertig, duldsam und gemütlich... Kastrierte Perserkätzinnen sind auch eher selten auf Krawall gebürstet. Sie genießen ebenfalls den Komfort, den das Leben einer verwöhnten Edelkatzendiva ihnen bietet und
sind ruhig, sanftmütig und ausgeglichen. Ein Haushalt mit einer Gruppe kastrierter Perserkatzen, gleich welchen Geschlechtes, gerne auch gemischt, ist immer eine Oase der Behaglichkeit, Wärme und Geborgenheit...
Nun kann man sich, mit etwas Fantasie und unter Berücksichtigung all dieser Faktoren, sicherlich lebhaft ausmalen, wie es ist, wenn man
jenen ruhiggestellten, entspannten und harmonieliebenden Schmusekatzen zumutet, inmitten einer heiteren Truppe von potenten Katzen zu leben, wo immer etwas los ist, wo rollige Katzen Tag und Nacht schreien und jedem anderen
fürchterlich auf die Nerven gehen, wo potente Kater den Mond ansingen, wo Schwangere unruhig umherstreifen und jeden, der ihnen im Wege steht, böse angucken, wo überall die wilde Kinderschar umherturnt und rennt und tobt und
klettert und springt, den Großen am Schwanz zieht und in die Ohren beißt, wo man, nichts Böses ahnend, an einer Kiste vorbeischreitet und plötzlich eine getachtelt bekommt, wo ein stolzer Macho-Mann sich darüber empört, dass man
sich auf seinem Thron hingelegt hat, wo zwei launische Weiber sich zoffen... Inmitten dieses Trubels fühlt ein moppeliger, gemütlicher Kastrat sich nicht unbedingt wohl. Das passt oft nicht, und das ist nicht gut für alle
Beteiligten. Hier ist Stress vorprogrammiert, und Stress ist nicht nur unschön... Stress macht auch krank! Genau aus diesem Grunde geben Züchter ihre ehemaligen Zuchttiere i.d.R. irgendwann, nach der Kastration, ab. In einem
neuen Zuhause, wo sie, in einer kleinen Gruppe von Kastraten, ein beschauliches Rentnerdasein führen können, fühlen sie sich sehr viel wohler, als im Katzenzüchterhaushalt, jenem Tollhaus, wo man niemals wirklich zur Ruhe kommt. |
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Meine Katze ist das Denkmal einer Katze. Das Denkmal einer Katze müsste so sein wie meine Katze. Manchmal gehe ich ganz nah an sie heran und
lausche ob sie noch atmet. |
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